ARD-Chefredaktion findet: „Klimaschutz (…) ist erstmal eine parteiische Interessengruppe“
…und das Internet explodiert.
Die ARD reagiert endlich auf die #KlimaVor8-Initiative. Die Initiative versucht seit einem Jahr, die ARD von einem festen Sendeplatz für ein Aufklärungsformat zur Klimakrise im Hauptprogramm zu überzeugen. Einen Sendeplatz kurz vor der Tagesschau, an dem im Moment abwechselnd WissenVor8 und BörseVor8 ausgestrahlt wird.
Das Argument: Die Klimakrise ist die größte Bedrohung der menschlichen Zivilisation, sie betrifft uns alle. Die Börsenberichterstattung ist hingegen nur für Aktienbesitzer (etwa jeder sechste Zuschauer) interessant.
Nachdem das Team um Michael Flammer die erfolgreichste Finanzierungs-Kampagne (läuft noch bis 30.09., nach 220 Minuten war die Finanzierung für Staffel 1 bereits erreicht!) in der Geschichte der Crowdfunding-Plattform start.next zur Produktion einer ersten Staffel KlimaVor8 gestartet hat, sah sich die ARD-Chefredaktion genötigt in einem Interview mit dem Deutschlandfunk auf die Idee zu reagieren.
Die Antwort hatte es in sich – und zog einen direkten Tweet-Strom von klimabewegten Usern nach sich.
„Auch wenn Klimaschutz vielleicht ein hehres und richtiges Ziel ist: Es ist trotzdem erstmal eine parteiische Interessengruppe, und wenn jede Interessengruppe sagt: ‚Ich mache mal meinen Piloten und mache meinen Beitrag so, wie ich ihn mache‘, und wir räumen dann Sendeplätze dafür frei, damit habe ich als unabhängiger Journalist ein großes Problem.“
Christoph Schmidt, geschäftsführender Redakteur für das ARD-Vorabendprogramm im DLF-Interview
Lieber Christoph Schmidt, liebe ARD, mal ganz einfach für unsere Leser*innen gefragt:
Welche Interessengruppe wird vom Klimaschutz nicht berührt? Betrifft das Thema nicht vielmehr alle Menschen auf diesem Planeten?
Zur Einordnung
Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos treffen sich die Führungskräfte der Welt jedes Jahr, um die größten Risiken für die Menschheit zu diskutieren. Im Bericht heißt es:
The near-term consequences of climate change add up to a “planetary emergency”. Implications are catastrophic, wide-ranging and intersecting.
Worse still, the complexity of the climate system means that some impacts are still unknown. Established risks include:
Loss of life, stress on ecosystems, Food and water crises, Increased migration, Exacerbation of geopolitical tensions, Economic impacts, Capital market risks and Trade, labour and supply chain disruption.
The global risks report 2020, S. 27ff,
http://www3.weforum.org/docs/WEF_Global_Risk_Report_2020.pdf
Die kurzfristigen Folgen des Klimawandels summieren sich zu einem „planetarischen Notstand“. Die Folgen sind katastrophal, weitreichend und überschneiden sich.
Schlimmer noch, die Komplexität des Klimasystems bedeutet, dass einige Auswirkungen noch unbekannt sind. Zu den bekannten Risiken gehören:
Verlust von Menschenleben, Überlastung der Ökosysteme, Nahrungsmittel- und Wasserkrisen, verstärkte Migration, Verschärfung der geopolitischen Spannungen, wirtschaftliche Auswirkungen, Kapitalmarktrisiken und Unterbrechung der Handels-, Arbeits- und Lieferketten.
Climate action failure, also das Versagen der Menschheit beim Klimaschutz, ist im Abhängigkeitsdiagramm wie die Spinne im Netz zu finden.
Muss dementsprechend nicht jeder Mensch hier parteiisch werden? Es werden doch keine Partikularinteressen von Einzelpersonen berührt, sondern es geht um das Überleben unserer Spezies Mensch.
Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland heißt es in Artikel 20a dazu: