Klimagerechtigkeit ist älter als Fridays for Future

Ein Beitrag von Dieter von den Grannies for Future

Ich habe heute dieses Transparent mitgebracht. Das ist von 2022.

Banner Grannies for Future - Klimagerechtigkeit - Zahlen müssen die Verursacher Dieter Gehringer, Mitgründer der Grannies For Future Cologne, am Rednerpult mit Moderatorin Marie Knäpper und Fridays For Future-Aktivist Amadeo Kaus - Foto: Joana Keip
Banner Grannies for Future – Klimagerechtigkeit – Zahlen müssen die Verursacher Dieter Gehringer, Mitgründer der Grannies For Future Cologne, am Rednerpult mit Moderatorin Marie Knäpper und Fridays For Future-Aktivist Amadeo Kaus – Foto: Joana Keip

Bei meinem Thema heute habe ich aber gedacht ich ziehe mal dieses T-Shirt an. Ich besitze es schon seit 2016. Die Akrobatik-Theater- und Tanzgruppe des KCC aus Tansania hatte Climate Justice schon damals zum Thema ihrer Perfomance in meiner ehemaligen Schule gemacht. Die Geschichte der Klimagerechtigkeit ist also offensichtlich älter als die For-Future-Bewegung.

Act now for Climate Justice - T-Shirtaufdruck
Act now for Climate Justice – T-Shirtaufdruck

Tatsächlich hat der US-amerikanische Indigenenaktivist Tom Goldtooth, erstmalig in den 1990er Jahren die Forderung nach Klimagerechtigkeit formuliert. Auf der 13. Klimakonferenz in Bali 2007 entstand dann das Netzwerk Climate Justice Now!, Dessen Forderungen sind auch heute noch aktuell.

Mein erster Gedanke war: Klimagerechtigkeit ist vor allem ein globales Thema! Alle wissen, dass wir hier im globale Norden fast ausschließlich für den menschengemachten Klimawandel verantwortlich sind, die Folgen aber vor allem die Menschen im globalen Süden ausbaden müssen.

Klimagerechtigkeit hat viele Aspekte:

  • Wieviel CO2 darf noch wer emittieren?

Das verbleibende CO2-Budget des IPCC ist spätestens 2031 für Deutschland verbraucht, wenn es pro Kopf berechnet wird! Indien hätte übrigens noch Zeit bis 2079!

  • Wenn auch die historischen Emissionen mitgerechnet werden, haben wir unser Budget längst verbraucht!
  • Dieses sog. Verursacherprinzip verlangt auch, dass die Hauptverursacher des Klimawandels für die Kosten von Anpassungsmaßnahmen und klimawandelbedingte Schäden in Ländern des Globalen Südens aufkommen müssen. Dafür reichen aber die 100 Mrd $ pro Jahr, die schon 2020 beschlossen, aber immer noch nicht ausgezahlt wurden sicher nicht aus!
  • Die Folgen des Klimawandels sind hier zwar auch schon spürbar (Flut im Ahrtal, Dürreperioden, Waldbrände usw.), im reichen Deutschland werden Schäden oder Ernteausfälle aber ausgeglichen. Im globalen Süden führen sie zu Hungerkatastrophen!
Überflutung im Erfttal Juli 2021
Überflutung im Erfttal Juli 2021

Es kommt nicht von Ungefähr, dass der Begriff Klimagerechtigkeit von einem Vertreter der Ureinwohner der USA geprägt worden ist, der ja in einem reichen Land lebt.

Die Fridays for Future Aktivistin Clara Reemtsma hat passend dazu gesagt: „Die Klimakrise ist eine soziale Gerechtigkeitskrise. Die Menschen mit geringen Einkommen, prekärer Wohn- und Beschäftigungssituation sind am stärksten von den Folgen der Klimakrise auch hier in Deutschland betroffen. Aber mit am wenigsten dafür verantwortlich.

Die Klimakrise ist also im doppelten Sinne ungerecht: Diejenigen, die am meisten zu ihr beigetragen haben und beitragen, leiden in der Regel am wenigsten unter ihren Folgen. Auch weil sie die Möglichkeiten haben sich davor zu schützen! Gleichzeitig tragen genau die Staaten und gesellschaftlichen Gruppen, die die Klimakrise am deutlichsten spüren, am wenigsten zu ihr bei. Ich befürchte allerdings, dass der Kampf um die Klimapolitik auf die Frage hinausläuft, wofür unser Geld eingesetzt werden soll: Zur Bekämpfung der Klimakrisenfolgen bei uns oder zur Bekämpfung der Ursachen der Klimakatastrophe.

Auch innerhalb der einzelnen Länder ist der CO2-Ausstoß höchst ungleich verteilt: So verursachen in Europa die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung genauso viele Treibhausgas-Emissionen wie die ärmsten 50 Prozent zusammen.

Auch ohne zu diesen 10% zu gehören, bin ich Teil der Generation, die von dieser Ungerechtigkeit profitiert hat. Und wir haben es gewusst, mindestens wissen können. Genau deshalb gibt es jetzt seit viereinhalb Jahren die Grannies in Köln und darum spreche ich heute hier!

Denn wir wollen, dass Deutschland seiner historischen Verantwortung gerecht wird. Dafür muss die Klimapolitik allerdings die Ungerechtigkeit im eigenen Land berücksichtigen. Der so viel beschworene Wohlstand, der verloren geht, wenn wir aktive Klimapolitik betreiben, ist für die meisten eigentlich Überfluss und Verschwendung. Aber eben nicht für alle! Leider ist es den Lobbyisten der fossilen Industrien gelungen, dass die Menschen mehr Angst vor den notwendigen Maßnahmen zur Begrenzung der Klimakatastrophe haben als vor den Folgen der Klimakatastrophe selbst! Das spielt der AFD in die Karten! Es ist unfassbar, dass CDU/CSU und FDP sich an diesem Schüren der Angst beteiligen und sich ausgerechnet zu Interessenvertretern der kleinen Leute aufspielen.

Vielleicht hilft es ja, wenn die Verantwortlichen auch juristisch zur Verantwortung gezogen werden können. Das geht, wie die Klage des peruanischen Bauern Saúl Luciano Lliuya gegen RWE zeigt. RWE ist der größte CO2-Emittend in Deutschland und daher laut der Studie Last Gasp von Climate Action Network auch verantwortlich für 1900 Todesfälle pro Jahr. Ich wünsche der Strafanzeige gegen die RWE Power AG viel Erfolg. Und die Übernahme des Ökozids als Straftatbestand im Völkerrecht würde sicher den Druck erhöhen, Klimagerechtigkeit zum Recht zu verhelfen!

Wir brauchen eine sofortige Unterstützung der Länder und Menschen, die sich Klimaschutz nicht leisten können und die zugleich am wenigsten zu der Klimakatastrophe beigetragen haben. Nur dann wird climate justice bei uns und auf der ganzen Welt erreicht werden können.“

Angehörige verschiedenster Generationen

Gelassen und humorvoll führen die Moderatorinnen Negah Amiri und Marie Knäpper durch das vielfältige Programm und holen Angehörige verschiedenster Generationen auf die Bühne.

Bevor der 25-jährige Fridays For Future-Aktivist Amadeo Kaus mit Rheinenergie-Vertreterin Kerstin Bürker über politische und unternehmerische Versäumnisse in Sachen Klimaschutz diskutiert, hält der 70-jährige Dieter Gehringer eine ausdrucksstarke und gut recherchierte Rede über Klimagerechtigkeit.

Der Mitgründer der Grannies for Future Cologne erscheint in einem T-Shirt, das er bewusst für diesen Anlass gewählt habe. Es trägt den Aufdruck: „Act now for Climate Justice“. Neben ihm halten Kaus und Knäpper ein Transparent hoch: „Klimagerechtigkeit! Zahlen müssen die Verursacher“. Letzteres stamme aus dem Jahr 2022, das T-Shirt habe er schon 2016 von einer Tanztheater- und Akrobatikgruppe aus Tansania erhalten.

Klimagerechtigkeit sei also ein Thema, das bereits älter ist als die For Future-Bewegungen.

Erstmals in den 1990er Jahren habe der Native American-Aktivist Tom Goldtooth die Forderung nach Klimagerechtigkeit formuliert. In erster Linie verantwortlich für den menschengemachten Klimawandel seien wir: der globale Norden. Die Folgen tragen müssten jedoch vor allem die Menschen im globalen Süden. „Das Verursacher-Prinzip verlangt auch, dass die Haupt-Verursacher des Klimawandels für die Kosten für Anpassungs-Maßnahmen und klimabedingte Schäden in Ländern des globalen Südens aufkommen müssen“, betont Gehringer.

Und genau das meint die Parole auf dem Transparent.

https://www.choices.de/arsch-huh-zaeng-ussenander-fridays-for-future-gamescom-city-festival

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