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Wohlstand vs Klimagerechtigkeit

Letzte Woche ging durch die Schlagzeilen, dass nach einer Studie des UNO-Entwicklungsprogramms UNDP weltweit rund 80% der Teilnehmenden sich für mehr Klimaschutzmaßnahmen aussprechen.

In Deutschland lag die Zustimmung bei rund 73%. Auch in der soziologischen Studie „Triggerpunkte“ von Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser sprachen sich die Teilnehmenden für mehr Klimaschutzmaßnahmen aus. Am Donnerstag erschien dann ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung, mit dem Titel „Immer weniger Deutsche sind bereit zu verzichten“ (leider mit Bezahlschranke). Wie passt das nun zusammen, frage ich mich.

Zunächst einmal zeigen die oben zwei Studien der UNDP und „Triggerpunkt“, dass scheinbar die Problematik der Klimakrise als solche erkannt wurde. So weit so gut. Außerdem zeigen sie, dass auch erkannt wurde, dass wir handeln müssen, um die Folgen der Klimakrise abzumildern und uns anzupassen.

Nehme ich noch den Artikel der Süddeutschen Zeitung hinzu, zeichnet sich für mich folgendes Bild: Handeln ja, aber bitte so, dass es mich nicht stört. Maßnahmen ja, aber bitte ohne „Nebenwirkungen“. Das deckt sich mit Gesprächen aus meinem Umfeld, ich schrieb hier kürzlich bereits darüber.

Dieser Widerspruch lässt einen die Hände überm Kopf zusammenschlagen. Aber ich will ihn diesem Widerspruch einen kleinen Funken Hoffnung sehen. Denn, wie schon geschrieben, es lässt erkennen, dass die Klimakrise als solche wahrgenommen wird und, dass Maßnahmen zwingend notwendig sind.

Trotzdem versuchen Menschen verzweifelt am Status Quo festzuhalten, an dem was wir Wohlstand nennen. (Wohlstand könnten wir sicherlich auch anders definieren, aber dazu vielleicht ein anderes Mal mehr)

Und genau in dem Punkt liegt mein Fünkchen Hoffnung. In dem verzweifelten festhalten. Denn in dem Wort „verzweifelt“ steckt eben auch „Zweifel“. Zeigt nicht dieses Wort schon, dass die Menschen insgeheim wissen, dass sie den Status Quo, das, was wir Wohlstand nennen, angeben müssen. Dass wir Wohlstand neu definieren müssen? Ist nicht das verzweifelte Festhalten am Ist-Zustand schon ein Zweifel am Ist-Zustand?

Meines Erachtens nach, ja. Der Zweifel ist Teil des Prozesses, Teil des Loslassens, Teil des Zulassen von Veränderung. Was es jetzt braucht, ist ein Katalysator, etwas, was diesen Prozess beschleunigt. Eine Handreichung an jene, die bereit sind loszulassen.

Und nun schließt sich mein eigener Gedankenkreis. Am Abend nach der Europawahl schrieb ich bereits:

Wir brauchen ein Narrativ. Wir brauchen eine Geschichte über eine klimagerechte Transformation, die alle mitnimmt. Wir brauchen Kunst und Kultur um dieses Narrativ zu Multiplizieren. Wir brauchen Bündnisse. Wir brauchen eine Geschichte von Zukunft, die stärker ist, toller, mitreißender als die der Rechten. Schreibtalente gesucht. Geschichtenerzähler*innen wo seid ihr? 

https://koelle4future.de/blog/2024/06/11/sonntagsgedanken/

Ich bleibe dabei, wir brauchen ein Narrativ. Wieso warten, auf Schreibende und Künstler*innen.

Wir können alle anfangen an diesem Narrativ zu schreiben. Jetzt und hier. In Gesprächen, in Begegnungen, auf diesem Blog, oder auf Social Media.

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