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Befürchtungen werden wahr? Es liegt an uns.

Vor rund 5 Jahren, kurz nach der Gründung unserer Ortsgruppe, tauschten wir uns am Rande eines Plenum aus:

Was sind unsere größten Sorgen, hinsichtlich der Klimakrise?

Unter anderem wurde die Sorge vor einem erstarken von Rechten und Rechtsextremen genannt.

Die Sorge, dass Menschen die notwendigen Veränderungen nicht mittragen werden, wenn diese Veränderungen nicht ausreichend und gut kommuniziert werden.

Dass die notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung der Klimakrise verschleppt werden, aus Sorge den Menschen zu viel zuzumuten und wir deswegen über kurz oder lang an einen Punkt gelangen, an dem die Maßnahmen sehr weitreichend sein müssen, um überhaupt noch wirksam zu sein.

Und je weitreichender diese Schutz- und Anpassungsmaßnahmen, desto schwieriger wird es diese zu kommunizieren und, so die damalige sorge, könnte ein Widerstand, eine Unzufriedenheit und Unsicherheit in der Gesellschaft wachsen, die den Rechten und Rechtsextremen zu neuer Macht verhelfen könnte. 

Nun, 5 Jahre später stehen wir an dem Punkt, an dem die damaligen Befürchtungen wahr werden könnten. Dies gilt es zu verhindern! Gemeinsam!

Für Klimagerechtigkeit einzustehen heißt deswegen auch immer für die Demokratie einzustehen. Das eine geht nicht ohne das andere.

Doch wie nah sind wir den damaligen Befürchtungen? Wo stehen wir als Gesellschaft? Wenn wir uns soziologische Studien ansehen, dann stellen wir fest: so geteilt sind die Ansichten der Menschen nicht. Den Menschen, uns, ist bewusst, dass die Klimakrise stattfindet und dass gehandelt werden muss. Und dass dieses Handeln soziale Gerechtigkeit einschließen muss, um Menschen nicht abzuhängen, sondern mitzunehmen. 

Politisch und medial werden Punkte jedoch zum Teil so zugespitzt, dass sie Streitfragen erzwingen. Dass sie gesellschaftliche Gruppen gegeneinander ausspielen und mehr Dissens als Konsens bewirken. Es gibt keine einfachen Antworten und nicht den Masterplan zur Bewältigung der Krise. Doch durch diese Zuspitzung der zum Teil suggestiv gestellten Streitfragen wird ein schwarz/weiß-denken begünstigt, bisweilen provoziert und Raum für konstruktiven Austausch wird zum Streitraum umgebaut in dem es kein Platz für Schwarm Intelligenz- und Know-how, sowie Kreativität gibt.

Doch gerade diese Eigenschaften sind notwendig, um die Klimakrise einzudämmen, die 1,5Grad-Grenze einzuhalten und eine gesellschaftliche Spaltung und das Erstarken von Rechten und Rechtsextremen zu verhindern. 

Denn wenn wir uns als wirksamen und wirkmächtigen Teil eines Ganzen, einer Gesellschaft erfahren, dann ist dies gelebte Demokratie. Dann fördert es demokratisches Engagement und demokratische Prozesse und stärkt die Gesellschaft, auch um mit den Folgen der Klimakrise umgehen zu können. Teilhabe wirkt der Transformationsmüdigkeit entgegen, weil Mensch aktiver Teil der notwendigen Veränderungen ist und Gestaltungskompetenz erfährt.

Den dafür notwendigen Raum müssen wir uns gemeinsam bereitstellen und je größer dieser Raum wird, je mehr Menschen an ihm teilhaben, desto weniger Raum ist für dichotomes Denken in einschränkenden Kategorien, desto weniger ist die Gesellschaft empfänglich für populistische Auswüchse mit ihren scheinbar einfachen Antworten und ihren genauso einfachen, jedoch völlig destruktiven Schuldzuweisungen. 

Es ist ein Erlernen. Erlernen der Wirksamkeit eines ich’s im Kollektiv. Erlernen des Erkennens von Handlungsmöglichkeiten. Ein erlernen des Zusammendenkens der Krisen und Probleme unserer Zeit.

Auch ein erlernen des Protests:

  • Des Protests als demokratisches Mittel gegen undemokratischen Parteien.
  • Des Protests als demokratisches Mittel um demokratische Parteien dazu aufzufordern, mit dem Rückhalt der Gesellschaft, die Demokratie zu schützen und undemokratischen Parteien jedwede Zusammenarbeit zu verweigern.
  • Des Protest als demokratisches Mittel um weitreichendere und besser kommunizierte klimapolitische Maßnahmen von demokratischen Parteien zu fordern.

Denn wie ich schon sagte, für Klimagerechtigkeit einzustehen, heißt auch für die Demokratie einzustehen. 

Diesen Zusammenhang noch weiter auszuführen, erspare ich Euch an dieser Stelle (der Text ja auch schon lang genug), denn der Autor Friedemann Karig hat es sehr treffen und in wenigen Sätzen zusammengefasst, weshalb ich es mir jetzt einfach mache und ihn zitiere: 

Eine intakte Ökologie, die sogenannten Lebensgrundlagen, sind die Bedingungen für Gerechtigkeit. Ihre Zerstörung verschärft alle bestehenden sozialen und ethnischen Ungleichheiten. Alle, wirklich alle zivilisatorischen Errungenschaften wie  Menschenrechte, Demokratie und Emanzipation von Minderheiten stehen auf dem Spiel, wenn die Lebensgrundlage wankt, Ressourcen knapper werden, Verteilungskämpfe sich verschärfen und Migrationsbewegungen massiv zunehmen.
Unseren Wohlstand wie auch Frieden, Freiheit und relative Gleichberechtigung verdanken wir nicht zuletzt ökologischer Stabilität und Berechenbarkeit.
Verlieren wir diese, verlieren wir alles.

 Karig, Friedemann: Was ihr wollt Wie Protest wirklich wirkt. Berlin. Ulstein 2024, S.91

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