Zwischen Corona und Alltagsstress dürfen wir die Klimakrise nicht aus den Augen verlieren
Ein Thema für die heutige Demo zu finden erschien Anfang-/Mitte der Woche noch ziemlich schwierig. Werden doch die Nachrichten von einem Thema dominiert, der Corona-Pandemie.
Und dies vollkommen zu Recht, da diese unser Leben auf ungeahnte Art und Weise beeinflusst und verändert. Die einen sind Zwangsentschleunigt, die anderen wissen nicht wo ihnen der Kopf steht, zwischen Home-Schooling und Home-Office, nicht zu vergessen diejenigen die in Kliniken, Pflegeheimen, im Verkauf arbeiten. Wir alle stehen auf unterschiedliche Arten unter Stress und so verschiebt sich unser Fokus.
Die Klimakrise droht in den Hintergrund zu rücken.
Doch am Donnerstag Morgen erreicht mich die Nachricht das, aufgrund der Corona-Pandemie, die für November geplante UN-Klimakonferenz in Glasgow vorerst abgesagt wird.
All zu verständlich, sollen dort doch, an 10 Tagen, 30.000 Teilnehmer zusammen kommen. Dies ließe sich mit Social Distancing und 1,5 Meter Abstand zueinander, welches uns sehr wahrscheinlich noch länger begleiten wird, schwer vereinbaren.
Da sind sich alle einig auch Umweltschutzorganisationen. Doch diese, genauso wie Bundesumweltministerin Svenja Schulz und UN-Klimaschutzsekretärin Patricia Espinosa sind sich auch einig, und warnen, die Klimakrise nicht aus den Augen zu verlieren, denn diese sei „die größte Bedrohung für die Menschheit“, so Espinosa.
Aber welche Konsequenzen hat diese Absage im Bezug auf die zweite große Krise unserer Zeit, auf die Klimakrise?
2015 wurde in Paris das erste internationale Klimaabkommen mit damals, so schien es ehrgeizigen, aber notwenigen Zielen unterzeichnet und löste viel Jubel aus, da augenscheinlich die Klimakrise endliche ernst genommen wurde.
Dort wurde auch vereinbart, dass die Länder alle fünf Jahre zusammen kommen sollten um zu besprechen wie diese Ziele gemeinsam eingehalten werden können und um die Ziele nachzuschärfen, wenn es wissenschaftlich notwendig ist. Dies sollte im November in Glasgow geschehen.
Einer der zentralen Punkte des Pariser Abkommens ist das 1,5 Grad-Ziel, oder nennen wir es besser 1,5 Grad-Grenze. Denn Bestrebung ist es die Erderwärmung auf 1,5° zu BEGRENZEN, im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.
Doch aufgrund der weltweit wachsenden Energienachfrage und der viel zu langsam voranschreitenden Energiewende, aber auch einer mangelnden Verkehrswende, wachsender Wirtschaft in Süd-Ostasien und vielen anderen Faktoren, sind wir momentan auf dem Weg zu einer Erderwärmung von ca 3° oder mehr. Dies würde Katastrophale Folgen mit sich bringen.
Sprich eine Verschärfung der Klimaziele ist unbedingt notwendig! Deswegen galt Glasgow als die wichtigste COP nach Paris, hier sollten die Weichen für die nächsten 10 Jahre, die entscheidenden 10 Jahre gestellt werden. Sollte kein Konsens gefunden werden, droht Paris zu scheitern.
Klar ist auch, die wichtigsten Akteure der Konferenz wären, da die USA dank Donald Trump 2017 aus dem Abkommen ausgestiegen sind, die EU und China. Beide müssten ihre Klimaziele verschärfen um das Pariser Abkommen einzuhalten. Doch es ist sehr wahrscheinlich, dass China zunächst den Fokus auf den Wiederaufbau der Wirtschaft legt, die durch die Corona-Pandemie Weltweit stark geschwächt ist. Das China dabei auch ein Senkung der CO2-Emissionen im Blick hat und die Wirtschaft auf einem möglich „grünem“ Weg ankurbelt ist ein sehr optimistischer Gedanke. Und auch beim Blick in die EU und nach Deutschland wirk dies im Moment noch wie Utopie.
Noch ist der für September in Leibzig geplante EU-China-Gipfel, der als Richtungsweisend für den Erfolg der COP26 in Glasgow galt, nicht abgesagt.
Noch heißt es abwarten und hoffen, dass wir bald Wege finden mit der Corona-Pandemie umzugehen, so dass sich die Politik und Gesellschaft auch wieder der Klimakrise zuwendet.
Denn ein scheitern von Paris und eine weiterhin desaströs Klimapolitik, wie sie derzeit von unserer Bundesregierung betrieben wird, käme einer Katastrophe gleich. Die Folgen wären schmelzende Gletscher, schmelzendes arktisches, so wie antarktisches Eis, mancherorts Dürrekatastrophen mit einhegenden Ernteausfällen, anderenorts Überschwemmungen oder Wirbelstürme, welche auch zu Ernteausfällen und einer Zerstörung der Lebensgrundlagen führen.
Um das schlimmste abzuwenden gilt es die Pariser Klimaschutzziele zu schärfen und vor allem diese auch einzuhalten.
Aus diesem Grund demonstrieren wir weiterhin! Online! Damit die Klimakrise nicht aus den Augen verloren wird!
Was uns hoffnungsvoll stimmt ist,
Die jetzige Corona-Krise zeigt uns, wir sind Handlungsfähig.
Die Politik ist Handlungsfähig und gewillt unbequeme Maßnahmen um zusetzen.
Wir als Gesellschaft sind gewillt diese mit zu tragen, da wir uns der Notwenigkeit bewusst sind, dies in erster Linie durch transparente Kommunikation.
-Wir, Gesellschaft wie Politiker*innen hören auf die Wissenschaft.-
Dieser Satz darf nicht nach der Corona-Krise an Gültigkeit verlieren.
Die Politiker*innen, sind in der Lage notwenige Maßnahmen in die Wege zu leiten um der Corona-Krise zu begegnen. Diese Erfahrung sollten wir, als Gesellschaft, wir als Organisation, aber auch die Politik mit nehmen, um uns so auch positiv gestärkt endlich der Klimakrise wirkungsvoll entgegen zu stellen.
Dazu müssen wir nicht auf die COP26 warten, das fängt bei jedem einzelnen an, bei jeder Kommune, bei den Bundesländern, bei der Bundesregierung und bei der Europäischen Union, bei uns allen.
Lasst uns, getragen von der derzeitigen Solidarität von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, das konstruktive, wirksame und kraftvolle Handeln zur Verminderung der Klimakrise zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung machen.
#netzstreikfürsklima