TRÄUM‘ WEITER … (III)

Eine abstrakte farbige Komposition des Künstlers Otto Freundlich

Am 12.12.2025 heißt es „10 Jahre Pariser Klimaschutzabkommen“. Viel ist seitdem passiert und zugleich scheinbar viel zu wenig.

In der Diskussion um den Klimawandel ging es alsbald nicht mehr nur um den physikalischen Prozess an sich. In der Klimabewegung z.B. wurden auch gesellschaftspolitische Fragen wichtig. Prominent ist die Diskussion um Kapitalismus oder Sozialismus.

Die Kritik am Kapitalismus mal grob zusammengefasst: der Kapitalismus beruhe in seinem Wesenskern auf Profitmaximierung und damit verbunden auf Ausbeutung, entweder der Arbeiter und/oder der Natur. Er funktioniere nur, wenn die Wirtschaft immer weiter wächst. Das bedeute auch automatisch steigenden Verbrauch der natürlichen Ressourcen und zunehmende Umwelt- und Klimaschädigung, auch über die planetaren Grenzen hinaus. Zudem führe der Kapitalismus zu einer Konzentration wirtschaftlicher Macht in wenigen Händen, also Großkonzernen, die diese wiederum nutzen, um politische Macht auszuüben, mit dem Ziel, das System der Ausbeutung aufrecht zu erhalten. Damit einher gehe auch eine immer stärker werdende soziale Ungleichheit.

Hier biete sich der Sozialismus als Alternative an. Also ein planwirtschaftliches System, das sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Auf diese Weise könne man aus dem kapitalistischen Teufelskreis der Profitmaximierung und des damit verbundenen Wachstumszwangs ausbrechen und letztlich im Einklang mit der Natur und ohne Ausbeutung produzieren und wirtschaften.

In der Tat scheint die Kritik des Kapitalismus an vielen Stellen in der Realität gerechtfertigt. Würde man allerdings ein Referendum zur Frage durchführen, ob der Sozialismus für Deutschland eingeführt werden sollte, würde es höchst wahrscheinlich abgelehnt werden. Zu groß das Misstrauen auf Grund der bisherigen Erfahrungen mit sozialistischen Systemen, die als rückständig und/oder als Diktaturen wahrgenommen wurden bzw. werden, zurückliegend die z.B. DDR, Osteuropa und China, aktuell noch Nordkorea und Kuba. Ein Sozialismus, der das Wohlstandsniveau und die individuellen Freiheiten der westlichen Industriestaaten auch nur annähernd erreicht hätte oder in anderer Hinsicht eine attraktive Alternative wäre, hat es in den Augen der meisten Menschen bisher nicht gegeben.

Das wissen auch diejenigen, die aktuell wieder auf den Sozialismus setzen. Es soll eben nicht der zentralistische Stalins, Maos oder der DDR sein, vielmehr ein Ökologischer Sozialismus. Statt Top down soll es bottom up organisiert sein. Die untere Einheit bekommt die Regulierungsverantwortung. Nur wenn es der Abstimmung auf einer höheren Ebene bedarf, werden Entscheidungen dort getroffen. Zentrale Versorgungsbereiche, wie z.B. die Energieversorgung, sind, wie alles andere, demokratisch kontrolliert.

Der Sozialismus würde sich trotzdem auf demokratischem Wege kaum einführen lassen, allenfalls in kleinen Schritten, mit viel Überzeugungsarbeit und das würde hinsichtlich der sich sich beschleunigenden Zuspitzung der Klimakrise in den kommenden Jahren zu lange dauern. Der demokratische Weg wäre aber der einzig legitime Weg, wenn der Sozialismus selbst als demokratisch empfunden werden soll. (Zumal es zudem ein System sein müsste, das in der internationalen kapitalistischen Konkurrenz besteht.)

Trotzdem ist die Idee des Sozialismus als eine Möglichkeit einer demokratischen und sozial gerechten Gesellschaft höchst sinnvoll, und zwar als Folie, vor der man die realen Verhältnisse hinterfragen und neue Antworten finden kann. Ob und wie überzeugend sie sind, hängt dann von der jeweiligen konkreten Ausgestaltung der Idee ab. Und das wiederum davon, wie diese kommuniziert wird. Entweder als alternativlos und damit als Zwang, was wiederum auf Ablehnung stoßen würde, oder als inspirierend, als von sich aus überzeugende Idee, die eben als die bessere Alternative erscheint. Also weiter träumen und darüber ergebnisoffen reden.

Bild: Otto Freundlich (1878–1943), Komposition 1941, Quelle: wikimedia common.

Otto Freundlich entwarf das Konzept des kosmischen Kommunismus.

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