Wie die Fischer im Mahlstrom
Derzeit bekommt man es (wieder) mit der Panik zu tun. Überall scheint der Klimaschutz Rückschläge zu erleiden, obwohl viel mehr als weniger notwendig wäre. Auch scheint mehr und mehr verdrängt zu werden, dass bei der derzeitigen Entwicklung die Erderwärmung zu katastrophalen Folgen führt.
In den den 1980er Jahren gab es eine ähnlich empfundene Krisensituation. Angst vor der Auslöschung der Welt durch einen Atomkrieg, darüber hinaus Hungerkatastrophen, Waldsterben, Luftverschmutzung, umkippende Gewässer, Ozonloch, Chemieskandale u.a.
Norbert Elias, ein damals angesehener deutscher Soziologe, veröffentlichte in dieser Zeit sein Buch „Engagement und Distanzierung“. Hier nimmt er eine Erzählung „Hinab in den Mahlstrom“ von E. A. Poe als Bild für solche Krisenzeiten.
Zwei Fischer geraten mit ihrem Boot in einen riesigen Strudel. In diesem schwimmen die Wrackteile von Schiffen, die durch diesen zerstört worden sind. Während der eine der beiden Fischer in seiner Todesangst gefangen bleibt, erkennt der andere, dass einige Gegenstände nicht vom Sog nach unten gezogen werden. Einer dieser Gegenstände ist ein Fass. Der Fischer nimmt ein Fass, das im Boot ist, und fordert den anderen Fischer auf, ebenfalls ein Fass zu nehmen und von Bord zu gehen. Dieser jedoch klammert sich weiterhin an das Boot, obwohl es immer tiefer in den Strudel sinkt. Er kommt in dem Strudel um, während der Fischer mit seinem Fass überlebt.
Die Geschichte macht den Teufelskreis deutlich, den Krisen auslösen können. Eine als existenziell empfundene Krise kann eine starke Angst auslösen, die wiederum die Wahrnehmung und das Denken blockieren kann. Man klammert sich an bekannte Überzeugungen, die aber nicht helfen, sondern ins Verderben führen. Aber gerade Krisenzeiten erfordern manchmal eine Änderung des Blickwinkels. Dazu muss man sich von seiner Angst distanzieren können, um die Realität als solche neu wahrnehmen zu können und Lösungen zu finden.
Für die Klimabewegung heißt das vielleicht die Abkehr vom Diktum Greta von Thunbergs „I want you to panic“. Denn wer Angst hat, agiert nach den alten Mustern, da sie scheinbar Sicherheit geben, obwohl doch eine Veränderung nötig wäre. Besser wäre es vielleicht, die Position des Fischers einzunehmen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, und dass die Lösungsmöglichkeiten dringend notwendig sind. Zum anderen aber auch den Begriff Klimaschutz als werterhaltend und damit erstrebenswert erscheinen zu lassen, z.B, dass Klimaschutz nicht konträr zum Wohlstand ist, sondern eben diesen auch in Zukunft erhält (natürlich sozial gerecht für alle auf dieser Welt). Von sozial gerechtem Klimaschutz profitieren alle. Das gilt es den Menschen nahe zu bringen und wie das funktionieren kann. Der Ukrainekonflikt hat gezeigt, dass Menschen bereit sind, sich einzuschränken, in diesem Falle, Gas zu sparen, wenn denn ein sinnvolles Ziel dahinter steht.
