Klimanachrichten von Klima hoch 3
KLIMANEWS DER WOCHE
1) UN-Umweltbericht: Ein Kurswechsel könnte den Wohlstand steigern und Menschenleben schützen
Alle fünf Jahre legt das UN-Umweltprogramm UNEP den Global Environment Outlook vor, eine Bestandsaufnahme zum Zustand der Erde. Dass Klimaschutz sich auszahlt, ist eine zentrale Botschaft: Laut Bericht könnte die weltweite Wirtschaftsleistung bis 2070 jährlich um mindestens 20 Billionen US Dollar höher liegen als ohne ambitionierten Klimaschutz, langfristig sogar um bis zu 100 Billionen. Voraussetzung seien massive Investitionen in saubere Energie, Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Landwirtschaft und den Schutz von Ökosystemen. Der Bericht betont zugleich, dass die Kosten des Nicht-Handelns bereits heute enorm sind. Allein Luftverschmutzung verursachte schon 2019 Gesundheitskosten von über 8 Billionen Dollar. Ein Weitermachen wie bisher werde katastrophale Klimaveränderungen, Zerstörung von Natur und Artenvielfalt, Wüstenbildung und tödliche Umweltverschmutzung zur Folge haben, so Exekutivdirektorin Inger Andersen. Der Bericht fordert zudem ein Umdenken beim Wohlstandsbegriff, weg vom reinen Bruttoinlandsprodukt, hin zu Indikatoren für Umwelt, Gesundheit und Lebensqualität.
Zum Weiterlesen: Frankfurter Rundschau, Zeit, taz, tagesschau
2) Treibhausgas-Leck in Baden-Württemberg
Nach den Berichten über den Austritt großer Mengen des wohl klimaschädlichsten Gases SF₆ aus einem Chemiewerk in Bad Wimpfen eskaliert der Konflikt zwischen den baden-württembergischen Behörden und dem Unternehmen Solvay. Durch die lesenswerte Recherche vom SPIEGEL und ZDF nahm der Fall letzte Woche an Fahrt auf.
Offiziell meldete Solvay einen Ausstoß von 56 Kilogramm SF₆ pro Jahr. Wissenschaftler*innen gingen nach Messungen jedoch von 30.000 Kilogramm pro Jahr aus, was den Emissionen des gesamten innerdeutschen Flugverkehrs entspräche. Ein Kilogramm SF₆ entspricht der Menge von 24 Tonnen CO2.
Der Streit spitzt sich nun dahingehend zu, dass, nachdem Behörden und das Umweltministerium in Baden-Württemberg jahrelang untätig waren, diese nun verschärfte Auflagen an Solvay richteten. Solvay hat gegen diese verschärften Auflagen Klage eingereicht, woraufhin das Regierungspräsidium Stuttgart mit einem sogenannten Sofortvollzug reagierte, weshalb die Vorgaben ohne Gerichtsentscheid gelten.
Der Fall zeigt ein Behördenversagen und wie lückenhaft die Kontrolle von SF₆ ist. Weil es nur wenige Messstationen gibt, werden die Mengen des Gases geschätzt an die UN weitergegeben. Deutschlandfunk hat den Fall in einer hörenswerten Folge aufbereitet.
Zum Weiterlesen: Spiegel, Zeit, SWR
3) Zehn Jahre Klimaabkommen von Paris
Ralf Röchert, Leiter für Wissenschaftskommunikation am Alfred-Wegener-Institut, spricht sich in der ZEIT für eine aktivierende Klimakommunikation aus. Statt apokalyptischer Meldungen in Dauerschleife brauche es mehr Berichterstattung über Lösungen, Erfolge und konkrete Handlungsmöglichkeiten. Passend dazu blickten die Medien diese Woche auf den zehnten Jahrestag des Klimaabkommens von Paris. Das historische Abkommen legte erstmals fest, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Laut Berechnungen der UN hat Paris dazu beigetragen, die erwartete globale Erwärmung von über vier Grad auf etwa zweieinhalb Grad zu senken. Millionen Menschenleben könnten dadurch gerettet werden. Auch jenseits der politischen Ziele sind die Fortschritte sichtbar. Erneuerbare Energien sind heute weltweit die günstigste Energiequelle, und viele Staaten haben Klimaziele beschlossen.
Zum Weiterlesen: taz, tagesschau
Diese Ausgabe ist geschrieben von Tobias Rosenberger.
