|

100 Mrd. – und jetzt?

Das Bild zeigt eine Reihe von sechs weißen Türen, die in einer geraden Linie an einer Wand mit dunkelblauem, ornamentalem Tapetenmuster angeordnet sind. Die Türen sind gleichmäßig verteilt und haben silberne Klinke und Griff. Die Wand hat ein dekoratives Muster, das sich wiederholt und eine elegante Atmosphäre schafft. Der Boden besteht aus dunklem Holz, das glänzt und die Türen reflektiert. Die Beleuchtung ist gedämpft, wodurch die Türen und die Wand im Vordergrund hervorgehoben werden. Die Türen sind alle geschlossen, was eine Atmosphäre der Geheimnisvollheit und der Wahl schafft. Bild von Arek Socha auf Pixabay https://pixabay.com/de/photos/t%C3%BCren-entscheidungen-w%C3%A4hlen-1767562/

100 Mrd. und alles wird gut? Oder ist der Klimaschutz am Ende? Wie sich in Zukunft für den Klimaschutz engagieren? Oder bringt das alles nichts mehr? Ein (unvollständiger) Versuch der Einordnung.

100 Milliarden für den Klimaschutz in Deutschland wurden ins Grundgesetz aufgenommen. Das ist das, was die Grünen herausgehandelt haben. Zudem wird die Klimaneutralität bis 2045 ins Grundgesetz geschrieben, zusätzlich zu Artikel 20a, wo der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen festgeschrieben ist. Noch vor drei Wochen hätte das niemand für möglich gehalten. Da galt, mit einer Regierung unter einem Kanzler Merz, der Klimaschutz in Deutschland als abgeschrieben.

Aber innerhalb der Klimabewegung scheint die Skepsis und auch Unzufriedenheit trotz der 100 Mrd. zu überwiegen. (In der Tat wird man sehen, wozu die 100 Mrd. vewendet werden bzw. was dann als Klimaschutzmaßnahme gilt.) Tadzio Müller erklärt die Klimaschutzbewegung, im übrigen nicht als erster, gar für gescheitert, und erwägt als eine Strategie für kommende Kollaps-Situationen das „Preppen“, d.h. die solidarische Vorbereitung auf und Beistand in Kollapssituationen.

Auf einem hölzernen Tablett im Gras liegt ein Buch mit rosa Umschlag und dem Titel „Zwischen friedlicher Sabotage und Kollaps“ von Tadzio Müller. Daneben steht ein Glas mit einem hellbraunen Getränk, vermutlich Kaffee mit Milch. Zwei Schokoladenkekse befinden sich auf einem kleinen Teller neben dem Buch. Auf dem Tablett liegen auch noch ein kleiner Bleistift, ein gelber Gegenstand, der wie ein Spielzeug aussieht, sowie ein kleines Spielzeugpferdchen mit Reiter. Im Hintergrund ist grünes Gras zu sehen und eine Kaffeemaschine steht ebenfalls auf dem Tablett. Das Bild strahlt eine gemütliche und entspannte Atmosphäre aus.
Lesestoff: „Zwischen friedlicher Sabotage und Kollaps“ von Tadzio Müller.

„Kollaps bedeutet nicht gleich Weltuntergang, sondern dass ein System instabil wird – sei es durch einen Mangel an Strom, Medikamenten oder Weizenprodukten. Und Anerkennung des Kollapses bedeutet nicht, dass wir aufgeben, sondern dass wir solidarische Netzwerke schaffen, die die entsprechenden Leistungen bereitstellen.“1

Die Beschleunigung der Erderwärmung scheint ihm Recht zu geben. Das Thema Klimaschutz bekommt zudem nicht mehr die gesellschaftliche Aufmerksamkeit wie 2019. Und auch, dass die Klimakonferenzen (COP) zunehmend unter dem Einfluss der fossilen Lobby zu stehen scheinen.2 Sowie, dass die Welt derzeit auf eine Erwärmung von 3 Grad im Jahr 2100 zusteuert, wenn alles bleibt wie es bisher.3 Stefan Rahmsdorf hält ein solches Szenario für sehr bedrohlich: „Ich bin nicht sicher, ob das halbwegs zivilisierte Zusammenleben der Menschen, wie wir es kennen, unter diesen Bedingungen noch Bestand haben wird. Ich persönlich halte eine 3-Grad-Welt für eine existenzielle Gefahr für die menschliche Zivilisation“.4

Post by @rahmstorf@fediscience.org
View on Mastodon

Schaut man auf den Klimaschutz in Deutschland ergibt sich, so der Expertenrat für Klimafragen, erstmal ein gemischtes Bild. In einigen Bereichen scheinen Zielvorgaben erreicht zu werden, z.B. was den Ausbau erneuerbarer Energien und die Emissionsrückgänge in einigen Bereichen angeht, in anderen Bereichen scheinen sie dagegen nur um einige Prozent verfehlt zu werden, z.B. im Gebäudesektor, im Verkehr aber wohl deutlich. Es werden insgesamt aber noch stärkere Bemühungen für den Klimaschutz gefordert und vor allem eine sozial ausgewogene Verteilung der Kosten.5 Da kommen die 100 Mrd. für den Klima- und Transformationsfonds eigentlich ganz passend. Zumal der Bericht „Earth for All“ sozial gerechte Verteilung (der Kosten) als Bedingung für gesellschaftlich akzeptierten Klimaschutz ansieht6. Also: Klimageld (für das im übrigen auch die Klimaunion der CDU ist).

Auch im Bericht der UNEP 2024 stehen Deutschland und die EU in ihren Bemühungen im Vergleich zu den anderen Staaten relativ gut da.7 Und hier ist der Haken: im Vergleich. Weltweit gesehen diagnostiziert der UNEP-Bericht eine erhebliche Maßnahmen- und Implementierungslücke. Nur wenn alle Staaten ihre im Pariser Klimaschutzabkommen versprochenen Maßnahmen umsetzen, bleibt die Erderwärmung unter 2 Grad.8

Wir müssten (daher wieder) global denken. Aber das überfordert und frustriert.

  • Welchen Einfluss haben wir als Klimabewegung in Deutschland denn auf Indien, China, oder Saudi-Arabien?
  • Lassen sich für die finanzielle Unterstützung von wirtschaftlich schwachen Staaten beim Klimaschutz Menschen auf die Straße bringen?
  • Also doch lokal denken, das Engagement für Klimaschutz aufgeben und „preppen“?
  • Oder gibt es andere Möglichkeiten für Einzelne oder kleine Gruppen für global orientiertes Klima-Engagement?
  • Sollte man sich eher dafür engagieren, dass Deutschland und/oder die eigene Kommune in ausreichendem Maße was für den Klimaschutz tut?
  • Oder protestiert man dafür, dass endlich das Klimageld eingeführt wird (was derzeit gute Chancen und auch eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz hätte).
  • Oder schafft man durch Aktionen ein Bewusstsein für eine globale Verantwortung? …

Aber huch, wenn man mal durchatmet, fragt und nachdenkt, zeigen sich ja schon mögliche Wege. Denn das eine schließt das andere nicht aus.

Es ist noch ein langer Weg, von daher werden uns die Anlässe für ein Klima-Engagement nicht ausgehen. Ohne das bisherige, wäre wahrscheinlich viel weniger in Sachen Klimaschutz passiert.

Uwe (p4f-Köln)

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1185813.klimaschutzbewegung-tadzio-mueller-kollaps-ist-kein-weltuntergang.html ↩︎
  2. https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2024-11/cop29-klimakonferenz-aserbaidschan-oel-lobby ↩︎
  3. https://www.tagesschau.de/wissen/klima/unep-erwaermung-cop-100.html ↩︎
  4. https://www.pik-potsdam.de/~stefan/Publications/Klima%20und%20Wetter%20bei%203%20Grad%20mehr.pdf, letzte Seite ↩︎
  5. https://expertenrat-klima.de/content/uploads/2025/03/ERK2025_Zweijahresgutachten-2024.pdf ↩︎
  6. https://earth4all.life/wp-content/uploads/2024/10/Earth4All-Deutschland_-_digital.pdf ↩︎
  7. https://www.unep.org/resources/emissions-gap-report-2024, S. XIV ↩︎
  8. (ebd. folgende Seiten) ↩︎
Eine Person in weißem T-Shirt mit der Aufschrift: There is no Planet B hält in jeder Hand einen rot angemalten Stein mit der AUfschrift: Klimaschutz jetzt

Titelbild von Arek Socha auf Pixabay
https://pixabay.com/de/photos/t%C3%BCren-entscheidungen-w%C3%A4hlen-1767562/

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert