Earth For All. Ein Survivalguide für unseren Planeten.
Der neue Bericht an den CLUB OF ROME, 50 Jahre nach „Die Grenzen des Wachstums“. München: Oekom 2022
Der Bezug auf das berühmte Vorgängerbuch ist zweifach interessant, denn
- erstens wird festgestellt, dass trotz damals geringerer Datengrundlage alle Prognosen im Wesentlichen eingetroffen sind, sodass man erwarten darf, dass die neuen prognostischen Berechnungen valide sind.
- Zweitens geht es nicht mehr einfach um „Grenzen des (Wirtschafts-)Wachstums“, sondern um ein komplexes globales Konzept, das, bemerkenswert, erst unter Punkt 4 und 5 die ökologische Frage aufgreift.
Insgesamt werden 5 notwendige „außerordentliche Kehrtwenden“ postuliert:
- Beendigung der Armut;
- Beseitigung der eklatanten Ungleichheit;
- Empowerment der Frauen;
- Aufbau eines für Menschen und Ökosysteme gesunden Nahrungsmittelsystems;
- Übergang zum Einsatz sauberer Energie.
Diese Kehrtwenden sollten quasi in konzertierter Aktion erfolgen, was in konkreten Vorschlägen z.B. für global players wie die Weltbank, die UNO, die G-20-Staaten u.a. angesprochen wird.
Fassbar wird das Ganze an fiktiven Beispielszenarien von 4, Jahrgang 2020, in unterschiedlichen Gegenden der Welt und unterschiedlichen sozialen Verhältnissen.
Durchgerechnet wird jeweils ihre Perspektive für 2 Verfahren: „too little too late“ – was die Welt zurzeit tut; oder „giant leap“ = großer Sprung (nicht zu verwechseln mit dem „großen Sprung“ der chinesischen Kulturrevolution weiland unter Mao tse Tung).
Wichtig: die Kernbereiche sind Bevölkerungsentwicklung, Arbeitsmarkt, Wirtschaft ebenso wie Ökologie, Ernährung, Energie.
Das ist lt. Autor*innen weder eine Utopie noch ein Versprechen, sondern eine Handlungsoption, die geht.
Große Frage: Wie realistisch ist die?
- Erste Anwort: Jedenfalls realistischer als z.B. Ulrike Hermanns Idee von einer globalen Verzichts- und Umverteilungswirtschaft nach dem Vorbild der britischen Kriegswirtschaft während des 2. Weltkriegs (Das Ende des Kapitalismus. Köln: kiwi 2022). Das funktioniert heute, global, zu 100% nicht.
- Zweite Antwort: Unwahrscheinlich, dass der „giant leap“ das gegenwärtige, bekanntlich weiter nach unten tendierende „too little too late“ ablösen wird.
Aber: Packen wir es an, ganz im Sinne von Maja Göpels (auch Mitglied im Club of Rome): Wir können auch anders. Aufbruch in die Welt von morgen. Berlin: Ullstein 2002.
Mut macht, dass wirklich viele weltweit an komplexen Problemen arbeiten. Die meisten haben es verstanden.
Und ein letztes persönliches Wort: Noch vor einigen Jahren war ich skeptisch gegenüber der Aussage von F4F: „Wir sind keine Klimaschutzbewegung, sondern eine Klimagerechtigkeitsbewegung.“ Spätestens hier habe ich kapiert, dass sie Recht haben.
Oktober 2023
Sigrid ist #KlimaBewegt und schreibt in loser Folge Buchrezensionen.