Trotzdem!

Na, heute schon die Nachrichten geschaut, gehört, gelesen? Und trotzdem seid ihr hier, habt
euch nicht unter der Bettdecke vergraben aufgrund von Ohnmacht, um dann dort weiter
Ohnmächtig durch die Timeline zu scrollen.

Krieg in der Ukraine, trotzdem sind wir hier.

Erdbeben in der Türkei und Syrien, trotzdem sind wir hier.

Proteste und Todesurteile im Iran, trotzdem sind wir hier.

Dieses Trotzdem ist kein Vorwurf, es ist eine Überlebensstrategie.

Inflation und drohende Rezession, trotzdem habt ihr das Geld für die Theaterkarten ausgegeben.

Bildungskrise, Lehrerinnen und Erzieherinnen Mangel, trotzdem hoffen wir auf gute und
sozialgerechte Bildung und auf Menschen die diesen Beruf, trotz allem gerne ausüben.

Pflegenotstand, trotzdem hoffen wir, dass Pflegekräfte endlich gerecht bezahlt werden und
einfach niemensch aus dem Näheren und Fernern Umfeld ernsthaft krank wird.

Auseinander driftende Soziale Schere, trotzdem hoffen wir auf Wohlstand für alle.

Ausgrenzung und Unsichtbarkeit von Menschen mit Behinderung, trotzdem setzen wir uns für
Inklusion ein.

Ausbreitung von rechtem Gedankengut, rechter Parteien und Rassismus, trotzdem hoffen wir,
dass die Demokratie das Problem lösen wird.

Diskriminierung von BIPoC, trotzdem glauben wir an die Überwindbarkeit der Ungleichheit der
Menschen.

Angriffe auf Geflüchtetenunterkünfte, trotzdem glauben wir an Solidarität.

Gender Gap und Sexismus, trotzdem hoffen wir die Ungleichheit der Geschlechter überwinden zu
können.

Queerfeinlichkeit, trotzdem glauben wir an die Liebe.

Dieses Trotzdem ist naiv, es nährt sich aus einer utopischen Sehnsucht.

Klimakrise, trotzdem kein Tempolimit. Trotzdem hoffe ich auf Vernunft.

Klimakrise, trotzdem werden Bäume gefällt und Flächen versiegelt. Trotzdem hoffe ich auf
Moratorien.

Klimakrise, trotzdem werden Klimaaktivisti kriminalisiert. Trotzdem protestieren Menschen friedlich weiter und kleben sich auf Straßen, besetzen Bäume.

Klimakrise, trotzdem werden große Mengen tierischer Produkte konsumiert. Trotzdem hoffe ich

Klimakrise, trotzdem werden Böden ausgebeutet und überdüngt. Trotzdem hoffe ich….

Klimakrise, trotzdem werden Ressourcen verschwendet. Trotzdem hoffe ich….

Klimakrise, trotzdem wird weiteres Wachstum angestrebt. Trotzdem hoffe ich….

Klimakrise, trotzdem gehen Konzerninteressen, vor Lebensschutz und Klimagerechtigkeit.
Trotzdem hoffe ich….

Klimakrise, trotzdem wird ein Dorf geräumt um die darunterlegende Kohle abzubaggern.
Trotzdem…

Klimakrise, trotzdem wird weiterhin auf Fossilien Energieträger gesetzt. Trotzdem…

Trotzdem…..

Trotzdem….

Zu viele Krisen, zu viele Trotzdems, zu wenig Handeln, zu wenig Hoffnung.

Ich möchte mich, wie ein trotziges Kleinkind im Supermarkt irgendwo zwischen Konserven und
Süßwaren auf den Boden schmeißen, schreien, strampeln.

Vielleicht eine neue Protestform, immerhin ist Aufmerksamkeit garantiert.

Und dann steht die Patchworkfamilie aus Robert, Olaf und Christian um den trotzenden
Menschen. Mitleidig werden sie von Vorbeieilenden angeschaut. „Ja, Trotzphase, dass geht
vorbei.“ „Nur nicht nachgebe, dann will es immer ihren Willen durchbekommen.“ „Einfach weiter
gehen, es hört schon wieder auf.“

Olaf lässt sich von dem Trotzausbruch nicht aus der Fassung bringen und schaut gelassen zu.
Christian erklärt eloquent, dass dieser Trotz völlig unnötig sei, weil TECHNOLOGIE, während
Robert in die Knie geht und mit ruhiger Stimme, wohlwollend und verständnisvoll auf den
Menschen am Boden einredet und Kompromisse anpreist.

Doch Alles geht unter, in der Wut des Trotzes.

Ist der Trotz die Konsequenz eines ausbleibenden Nebensatzes? Wenn dem TROTZDEM nichts
mehr folgt, bleibt nur der Trotz? Wenn mir das TROTZDEM abhanden kommt, dann bleibt auch
die Hoffnung aus?

Nein, so geht das nicht.
Also den Trotz abschütteln.
Trotzig aufstehen.
Trotzdem hier sein.
Hoffen und handeln.

Anne ist seit Jahren #KlimaBewegt. Hier einige Zeilen aus dem Februar 2023.

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