Zuversicht
Gottfried W. Leibniz schrieb in seinen Aufsätzen zur Theodizee „Die Anzahl der schlechteren Welten unter jenen, in denen wir leben könnten, ist unendlich. Die schlechteste aller Welten existiert nicht; es gibt nur die beste aller möglichen Welten: unsere.“
Ist das jetzt Hoffnung stiftend? Oder zum Verzweifeln, wenn das, diese unsere Welt tatsächlich die beste ist? Und hatte Leibniz recht? Oder haben wir eine der unendlich schlechten Welten, in denen wir leben könnten aus der Besten heraus gestaltet?
Oder ist es vielleicht so, dass wir uns so sehr von der Welt entfremdet haben und ihr eine künstliche Ersatzwelt, die wir als die unsere wirkliche Welte halten, entgegengesetzt haben, dass wir die Welt, in der wir leben kaum noch wahrnehmen.
Alles bis hier her hat noch nicht so wirklich was mit unserem MUST HAVE Zuversicht zu tun, aber dazu kommen wir gleich.
Wenn dem so ist, dass wir uns eine verkünstlichte Ersatzwelt erschaffen haben, KI, Social Media und Co. scheinen ein ganz gutes Symptom dafür zu sein, dass ich recht haben könnte, dann befinden wir uns mal wieder an einem inzwischen gut bekannten Punkt. Auch hier kommt wieder das Tool „Weltwiederannahme“ zum Einsatz.
Aus dem wieder Bezug zu unserer Welt als der einzigen auf der, von der und mit bzw. in der wir leben können (Lebensgrundlage, Nische, in der die Gattung Homo Sapiens leben kann, etc. hatten wir schon), können wir die Zuversicht schöpfen die Welt nicht nur auszubeuten, sondern sie auch positiv zukunftsorientiert zu gestalten. Dabei geht es nicht um einen naiven Optimismus oder einen kölschenen Fatalismus im Sinne eines „et hät noch immer jot jejange“.
Es bedarf einer Bestandsaufnahme und ehrliches und offenes in Betracht ziehen von Möglichkeiten, ohne vorschnellem abwiegeln und einer Argumentation aus dem gestrigen und veralteten in den heute unbrauchbaren Werkzeugen heraus. (Der Gedanke kommt uns doch schon aus dem Beitrag zum Possibilismus bekannt vor.)
Wenn wir die Ökonomie nicht mehr als Leitwissenschaft, die all unsere Lebensbereiche durchdringt, ansehen, sondern das menschliche und unsere menschliche Zukunft, also unser menschliches Überleben, auch unter dem Gedanken des Gemeinwohls zum Horizont unseres Handelns machen, dann verschiebt sich der Fokus. Wenn wir nicht die kapitalistische Verwertung als Maß oder Ausrichtung unseres Denkens anlegen, liegt darin eine Chance neue Möglichkeiten zu sehen und umzusetzen. Aus einem solche gemeisame und auf die Gemeinschaft gerichteten Krisenbewältigung lässt sich Zuversicht schöpfen.
Konkret können wir aus den vielen Ideen und Projekten, die es weltweit schon gibt und die leider bisweilen als utopische Spinnereien abgetan werden, Zuversicht schöpfen und aus der Partizipation aus dem eigenen Mitwirken an solchen Ideen und Projekten kann sich Zuversicht weiter nähren und wachsen.
Zuversicht gedeiht nicht allein aus dem bloßen Zuschauen, sondern aus dem Handeln, aus Aktivismus und dem eigenen mit anpacken. Zuversicht und Selbstwirksamkeit (ich hab mich als Titel bewusst für das Wort Zuversicht entschieden, weil Selbstwirksamkeit häufig in einem kapitalistischen, hyperindividualisierten SelfLove- Kontext kontiert ist, der vorgaukelt dass jede Person ihrer*seiner Glückes Schmied*in sei und die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen von Menschen nicht berücksichtigt)
In dem Wort Zuversicht steckt schon Sicht drin, es beinhaltet also die Zukunft und den Horizont, an dem wir unsere Zukunftsgedanken ausrichten und den wir im Blick haben sollten. Versuchen wir also trotz alle der frustrierenden Nachrichten mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen, nicht aus verklärtem Optimismus heraus, sondern aus einer possibilistischen Grundeinstellung. Und lasst und gemeinsam diese Zuversicht durch Handeln vermehren.
Diese possibilistische Zuversicht (ja schon wieder so ein von uns hochgesschätzer Neologismus ;-)) kann, darf und sollte sich natürlich auch in unserer Kommunikation ausdrücken. An dieser Stelle geht es dann nächste Woche weiter, in der wir versuchen werden die vielen losen Fäden die uns immer wieder von den verschiedenen Beiträgen zur Kommunikation leiten, zusammenzuführen.